Sonntag, 28. Februar 2010

heute hier, morgen dort




Mein Vagabundenleben verlangt von mir immer und immer wieder alle Tapeten von den Wänden zu reißen, mein Leben zu renovieren und weiter zu ziehen. Und wie es schon Tausende besungen haben, geht man mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
So musste ich meine alte, wunderschöne Muse verlassen um eine neue zu finden. Beide so unterschiedlich wie es nur Menschen sein können und trotzdem kann ich nicht umhin ab und zu Parallelen zu entdecken.
Jetzt, wo ich alle Fäden mit meiner kleinen, goldenen Schere durchtrennte und dennoch einige von Zeit zu Zeit flicken kann, merke ich, wie frische Luft vielleicht schneller zu Erkältungen führt, mir aber wesendlich besser auf die Lungen schlägt als das immerselbe, muffige, altbekannte Millieu.
Das wird nicht der letzte Frühling gewesen sein.


Dienstag, 23. Februar 2010

In Erinnerung an diesen Winter






Ich bewege mich nicht mehr. Also nicht gar nicht mehr, aber ich versuche jede außerhäusliche Bewegung und damit sämtlichen Kontakt zu vermeiden. Ein Blick aus meinem Fenster reicht mir und ich weiß, wie die Stadt aussieht: Weiß!

Wenn ich dann doch mal aus dem Haus treten muss, dann ohne jegliche Vorfreude auf den neuen Tag oder den Willen die leichte, frische Luft einzuatmen. Nein, es ist keine leichte, frische Luft mehr da. Sie ist beißend und eisig geworden, ein Schluck zu viel und man muss sich kämpfend gegen die Wand lehnen um irgendwann weitergehen zu können.....

Wenn es doch wenigstens ein Gehen wäre. Nein, es ist stampfen, malträtieren. Uns selbst oder das verhasste Geschöpf? Solange man sich gerade in die vorgegebenen Laufrillen fügt, fällt man nur einige wenige Male zur Erde, hat man Glück strauchelt man lediglich. Möchte man jedoch, was kein Räumdienst dieser Welt vorauszusagen vermocht hätte, die Straßenseite wechseln, steht man vor einem mannshohen Grenzwall. „Du kannst nicht vorbei!“ scheint mir die Masse entgegen zu raunen, die mir längst bis unter die Achseln reicht. Wo soll das hinführen? Bewegen wir uns im Winter jetzt alle in Schienen, verdammt alle in die Selbe Richtung zu laufen obwohl wir dort gar nicht hinwollen? Und im Sommer springen wir wieder fröhlich durch die Gegend als wäre nichts weiter gewesen, ohne jegliche Scham. Als ob nicht schon jedes noch so harmlose Sommergewitter seine unersättlichen Gierhände nach uns ausstrecken würde.....

Der Winter ist grausam. Jedes Jahr werden ihm als Opfergabe Menschen auf die Straße gelegt, ihm zum Fressen vorgeworfen. Und er löst jedes einzelne ein. Wenn ich nicht genug aufpasse, knabbert er bereits an meinen Händen, wenn ich keine Schutzhandschuhe trage und zu lange draußen bin. Egal welches Schuhwerk, nach spätestens zehn Minuten hat er sich triefend an meinen Füßen zu schaffen gemacht.....

Ich gehe nicht mehr raus. Ich werde keinen Blick mehr auf die Stadt werfen. Ich werde mich in meinem Bett einigeln und Winterschlaf halten. Ich werde als letztes Bataillon auf den Frühling warten. Und er kommt. Ich weiß es. Er muss.....

Montag, 22. Februar 2010

kleines Leben


Wie man angemessen auf ein zaghaftes Klopfen reagiert

Aus dem Nichts, ein kleines Reißen aus den Gedanken, aus den guten Taten des Tages. Ein verwischtes Zupfen am unteren Rockzipfel. Etwas Kleines. Etwas, das nur vielleicht rein will, nicht stören, nicht weiß, ob es klopfen darf. Unangekündigt. Unwissend. Verstört. Ich reagiere, muss mindestens genauso antworten. Auf ein Flüstern darf man nicht schreien. Wie in einem langsamen Blues: Call and Response.

Es klopft, es klopft zaghaft. Mit einer Vorfreude, die bis in die kribbelnden Zehen sickert bin ich, reduziert auf meine ursprünglichsten Triebe, nicht sicher, ob die Neugierde oder die Angst über sein Handeln siegt. In Türsichtweite, durch das milchige Glas, kann ich einen schemenhaften Umriss erkennen. Da bewegt sich was. Es ist genauso ungenau, wie ich es mir vorstellte. Ein Milchglasmensch. Er räuspert sich.

Ich tapse langsam tröpfelnd auf seidig-schneidigen Pfoten zum Tor, linse langsam um die Ecke, sachte. Folge dem einzigen Lichtstrahl, der durch das gedämpfte Glas aus dem Hausflur kommt. Werde angezogen wie Tier aus seiner Winterschlafhöhle. Ein scheues Ding, das nie in der Mitte, stets am Rand huscht. Kaum die Klinke berührt, schon werde ich ein Zeitninja, der keine Spuren hinterlässt und noch weiter implodiert um ohne Geräusch Einlass zu gewähren und mit freudigem Gesicht
einen Fremden erblickt.
"Oh!"

by zucka

Sonntag, 21. Februar 2010

he that is without sin among you, let him first cast candy



"...

In the Big Rock Candy Mountains,

There's a land that's fair and bright,

Where the handouts grow on bushes

And you sleep out every night.

Where the boxcars all are empty

And the sun shines every day

And the birds and the bees

And the cigarette trees

The lemonade springs

Where the bluebird sings

In the Big Rock Candy Mountains.

In the Big Rock Candy Mountains

All the cops have wooden legs

And the bulldogs all have rubber teeth

And the hens lay soft-boiled eggs

The farmers' trees are full of fruit

And the barns are full of hay

Oh I'm bound to go

Where there ain't no snow

Where the rain don't fall

The winds don't blow

In the Big Rock Candy Mountains.

In the Big Rock Candy Mountains

You never change your socks

And the little streams of alcohol

Come trickling down the rocks

The brakemen have to tip their hats

And the railway bulls are blind

There's a lake of stew

And of whiskey too

You can paddle all around it

In a big canoe

In the Big Rock Candy Mountains

In the Big Rock Candy Mountains,

The jails are made of tin.

And you can walk right out again,

As soon as you are in.

There ain't no short-handled shovels,

No axes, saws nor picks,

I'm bound to stay

Where you sleep all day,

Where they hung the jerk

That invented work

In the Big Rock Candy Mountains.

....

I'll see you all this coming fall

In the Big Rock Candy Mountains"


im Original von Burl Ives

hier: aus dem Soundtrack von "oh brothers where art thou"


Nachdem ich meinen letzten Zungenmaler-Lolly verputzt habe, meinen Tag mit Star Trek schauen verbrachte und nun Stunden an meinem Banner gebastelt habe, stellt sich die schleichende Ahnung ein, dass wohl jeder seine Candies hat. Um sich bei Laune zu halten, sich zu schmücken oder zu definieren oder auch um sich locken zu lassen. Alles feine Dinge. Und wie schmunzelte ich, als ich charlie the unicorn in seinen candy mountain gehen sah. Schlimme Moral, aber wahrer Kern: Nur Süßes ist auch nicht gesund!

Dennoch zehre ich davon mir wundervolle Dinge über diesen oder jenen besondern Ort vorzustellen, an dem die Welt so fabelhaft anders sein kann. Und zwar genau so wiedewiedewie sie mir gefällt.